Dom Rep - Con la bicicleta?!
Unsere Tour haben wir in Punta Cana begonnen. Von Anfang an war mir klar, dass die Dominikanische Republik kein Land für Radreisende ist… Campinggas gab es nirgends zu kaufen und auch Brennspiritus haben wir nicht gefunden. Normalerweise kaufe ich immer 97%igen Alkohol, den es meistens in jeder Apotheke oder Baumarkt gibt. In der Dom Rep habe ich nur 90% oder maximal 95%iges Desinfektionsmittel gefunden. Das hat zwar gebrannt, aber nur sehr schwach. Wenn ihr mit dem Campingkocher unterwegs seid, solltet ihr ein Fläschchen Alkohol besser von daheim mitbringen – dies nur als Hinweis vorab
Am ersten Tag sind wir von Punta Cana aus Richtung Norden gefahren. Wir wollten am Strand Playa El Limòn campen. Wir kamen am frühen Nachmittag dort an und waren überwältigt von der Schönheit der Landschaft. Das Meer war rau, der Sand weich und die Palmen perfekt, um dazwischen eine Hängematte zu spannen.

Nachts haben wir unter freiem Himmel geschlafen. Weit entfernt von jeglichem künstlichen Licht habe ich noch nie so viele Sterne gesehen! Gegen 1 Uhr nachts wurde ich von zwei Männern geweckt, die mit ihren Mopeds auf uns zugefahren kamen. Beide Männer trugen eine Polizeiuniform (wahrscheinlich gefälscht), sowie zwei Macheten, die sie demonstrativ am Gürtel befestigten. Sie sagten uns, wir sollten uns zu unserer eigenen Sicherheit vom Strand entfernen, da dort kriminelle Banden unterwegs seien. Ein paar hundert Meter weiter gäbe es ein Hotel, in dem wir einchecken sollten. Die beiden Männer blieben bei uns, bis wir unsere Sachen gepackt hatten. “Wenn die Männer uns hätten überfallen wollen, hätten sie es schon längst getan”, versuchte ich mich zu beruhigen. Da es jedoch selten vorkommt, dass nachts zwei bewaffnete Kerle neben einem auftauchen, hielten wir es für angebracht, einfach zu gehorchen. Die Männer brachten uns zum besagten Hotel, welches eher einem schäbigen Bauernhof glich. Unser Vermutung ist, dass die Männer mit dem Besitzer einen Deal hatten, denn nachdem keiner die Tür öffnete, verschwanden sie und hatten plötzlich kein Interesse mehr an uns. Wir haben im Hof unser Zelt aufgeschlagen und hatten bis auf ein paar Kühe und Wildschweine vor dem Zelt keine weiteren Zwischenfälle. Das war das letzte Mal, dass wir in der Dom Rep campen wollten.
Da uns der Schock noch in den Knochen saß, fanden wir in der Nacht kaum Schlaf und fuhren schon früh morgens weiter Richtung Sabana de la Mar, von dort aus wir die Fähre zur Halbinsel Samaná nehmen wollten. Die Fähre kam nicht, mit der Begründung das Wetter sei zu schlecht (bei strahlendem Sonnenschein und ruhiger See). Nach ein paar Gesprächen brachte uns ein Fischer rüber (Fahrzeit mit dem Motorboot ca. 1 Stunde). Die Fahrt gestaltete sich interessant; wir waren hinterher nicht nur bis auf die Knochen nass, sondern waren auch heilfroh, dass unsere Räder die Fahrt gut überstanden haben.

Tipp: Wascht regelmäßig euer Fahrrad mit Süßwasser ab. Das Salzwasser hat im Nachhinein unsere Räder beschädigt; nach drei Wochen waren meine Kette und sogar die Kassette komplett durchgerostet!
Die Dom Rep ist kein Land, in dem Hostel oder Campingplätze üblich sind, daher haben wir immer in Hotels oder AirBnB-Appartments übernachtet. Hier in der Stadt Samaná (auf der gleichnamigen Halbinsel) haben wir uns ein Hotel mit toller Aussicht auf die Stadt und das Meer gebucht.

Die Halbinsel Samaná war für mich der schönste Teil der Reise; wenn ich das eher gewusst hätte, wäre ich länger hier geblieben. Die Insel kam mir sauberer und gepflegter vor als der Rest des Landes. Auch hier waren die Strände wieder atemberaubend schön.


Am allerschönsten fand ich die Calle 27 de Febrero, östlich von Las Terrenas. Hier radelt man auf einer gut asphaltierten Straße direkt am Strand entlang – wenn man Glück hat sogar im Schatten.

In Las Terrenas hatten wir uns ein Appartment in einem Resort namens Costa Las Ballenas gebucht. Hier gibt es nicht nur einen großen Pool und ein Restaurant mit leckerem Frühstück; die Anlage liegt auch direkt am Meer.

Nach zwei Tagen auf der Halbinsel wollten wir weiterfahren Richtung Hochland. Die Fahrt zum Festland hin war schön, doch danach wurde es eintönig und die Landschaft bot wenig Sehenswertes. Außerdem ist die Dominikanische Republik sehr verdreckt; besonders in den Dörfern liegt überall Müll.

In der Stadt Villa Riva wurden wir von einer AirBnB-Anbieterin über den Tisch gezogen, die behauptete, kein Geld erhalten zu haben, sodass wir ihr die gleiche Summe in bar geben mussten. Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass mir der Betrag abgebucht wurde. Abgesehen von ihr waren auch einige andere Dominikaner eher unfreundlich bzw. reserviert. Wer an kommunikative und fröhliche Menschen denkt wie in anderen lateinamerikanischen Ländern, wird in der Dom Rep vom Gegenteil überrascht – so jedenfalls mein persönlicher Eindruck.
Nach der öden Fahrt durchs Inland haben wir zwei schöne Tage in Jarabacoa verbracht, in einer Ecolodge in Buena Vista. Das Klima hier oben ist sehr angenehm. Es ist außerdem ruhig, sauberer, und die Aussicht unglaublich.

Von dort aus ging es Richtung Süden. Auf dem Weg hatten wir zwei Zwischenübernachtungen- eine davon war wieder ein Reinfall. Die Unterkunft, die ich vorher auf Google Maps ausfindig gemacht hatte, gab es nicht. Die Kunden-Referenz war ein Fake und die angegebene Telefonnummer war nicht vergeben. Schlussendlich sind wir bis nach Monte Plata gefahren und haben nach 125 km endlich ein Hotel gefunden.
Wir sind an Santo Domingo vorbei Richtung Osten gefahren und hatten ein paar Zwischenaufenthalte an der Küste. Boca Chicas ist ein beliebtes und günstiges Reiseziel für US-Amerikaner, was dazu geführt hat, dass man keine ruhige Minute am Strand hatte. Ständig wollte jemand Massagen, Tagesausflüge oder Souvenirs verkaufen – noch dazu zu vergleichsweise hohen Preisen.
In La Romana hat es uns deutlich besser gefallen. In der Stadt gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, und der Strand ist ebenfalls sehr schön. Von dort aus fährt man nur wenige Minuten zur Isla Catalina, einer Insel, die man zuerst für sich alleine hat, bevor die Touristenboote aus entfernter gelegenen Orten ankommen.

Das Radfahren in der Dom Rep hat mir wenig Spaß gemacht, da die Straßen nichts von der Schönheit des Landes offenbaren. Die letzten Tage sind wir nur auf dem Seitenstreifen der Autobahn gefahren (eine alternative Route gab es nicht). In der Dom Rep habe ich sogar etwas getan, was ich sonst nie tue: Ich habe für ganze drei Nächte ein All-Inclusive-Hotel (das Viva Wyndham in Dominicus Beach) gebucht und das Angebot für Pauschalurlauber dankend angenommen. Zumindest gab es auch hier einen tollen Strand und ein super Sportangebot (Tennis, Wassersport, Gym, Bogenschießen, etc.).

Ich bereue keine meiner Radreisen, da jedes Land auf seine Weise schön ist und jede Erfahrung mich ein bisschen stärker gemacht hat. Nichtsdestotrotz würde ich die Dominikanische Republik nicht für Radreisende empfehlen, die zum ersten Mal eine solche Tour machen. Das Land brachte sehr viele logistische Herausforderungen mit sich. Wer kein Spanisch spricht, wird es hier außerdem schwer haben. Nicht zuletzt ist die Hitze und die tropische Luftfeuchtigkeit sehr gewöhnungsbedürftig, sodass selbst eine leidenschaftliche Radlerin wie ich schnell an ihre Grenzen kommt. Hat man sich aber endlich akklimatisiert, belohnt einen die Dom Rep mit paradiesischen, naturbelassenen Stränden!