Neuseelands Nordinsel:
Hobbits und heiße Quellen

Nachdem ich wegen der coronabedingten Grenzschließung im Frühjahr 2020 meine Neuseeland-Reise abbrechen musste, trieb es mich erneut hierher. Während ich letztes Mal die Südinsel kennenlernen durfte, stand dieses Mal die Nordinsel auf dem Programm. 

Ich bin in Auckland gelandet und von dort aus zu einer nahegelegenen Unterkunft geradelt, die ich im Voraus gebucht hatte. Die Zimmer in Flughafennähe sind nicht billig, daher empfehle ich euch, rechtzeitig zu buchen. 

Nachdem ich mich nach dem langen Flug ausgeschlafen habe, radelte ich los in Richtung Süden. Unterwegs gibt es nicht viele Unterkünfte oder Campingplätze. Mein Zelt schlug ich bei der Shekinah Farm auf, die mir für ein paar Dollar einen Zeltplatz und eine kleine Küche zur Verfügung stellte. Dass ich am nächsten Tag zum Sonnenaufgang aufgestanden bin, hat sich gelohnt, da der Ausblick ins Tal am frühen Morgen wirklich spektakulär ist:

Der zweite Tag war mit knapp 120 Kilometern fast ein bisschen zu lang für meinen noch unter dem Jetlag leidenden Körper. Da ich jedoch für den Folgetag eine Tour im Movieset Hobbiton Village gebucht hatte, musste ich ein bisschen Gas geben. Bei Brock’s Place, keine 3 Kilometer vom Startpunkt der Hobbiton Tour entfernt, zeltete ich. 

Nach Hobbiton Village, wo der Trilogie Herr der Ringe nach zu Folge die Hobbits durch das Auenland hüpfen, kann man leider nicht ohne geführte Tour. Ich hatte keinerlei Erwartungen, da ich eigentlich kein Fan von Touristen-Abzocken bin, doch da ich schon viel Gutes gehört hatte, stand Hobbiton Village schlussendlich auch auf meiner To Do Liste. Dass es so ein toller Tag werden würde, hätte ich nie gedacht! Das Tal sieht nicht nur tatsächlich aus wie im Film, sondern es wird auch noch landwirtschaftlich genutzt (z. B. als Weideland für Schafe). Abgesehen von der schönen Landschaft fallen plötzlich Details auf, die im Film nie eine Bedeutung hatten oder auf die man als Zuschauer nicht achtet. Eine Schale Gewürze vor dem Fenster der Hobbithöhlen, oder ein Stapel Holz neben einer Axt runden das Bild des Hobbit-Alltags auf natürliche Weise ab. Der Drehort wurde mit viel Fantasie und Liebe zum Detail errichtet, sodass selbst Nicht-Fans Hobbiton Village schön fanden.

Vor oder nach der Tour kann man im Shire’s Rest, dem Café neben dem Ticketschalter, noch etwas trinken oder essen. Die Preise sind für neuseeländische Verhältnisse normal und das Essen war auch gut. 

An den beiden darauffolgenden Tagen fuhr ich weiter nach Waitomo, wo ich eine Tour in der Glühwürmchen-Höhle Waitomo Caves machte. Man fährt mit einem kleinen Boot in die Höhle hinein und kann die blau schimmernden hellen Farben an der Decke bewundern. Um die Tierchen nicht aufzuschrecken, waren in der Höhle selbst keine Fotos erlaubt. Lediglich beim Herausfahren durfte kurz geknipst werden. Da ich vorher schon diesen Tipp erhalten hatte, hielt ich mein Handy griffbereit und konnte so schnell ein Foto machen, bevor das Sonnenlicht das Leuchten der Glühwürmchen unkenntlich gemacht hätte. 

Und ja, die Punkte in der Dunkelheit sind tatsächlich die Fäden der Glühwürmchen, mit denen die Beute angelockt wird. Hier waren es nur noch sehr wenige, doch in der Höhle selbst war die ganze Decke übersäht mit hellen Punkten.

Mit Hobbiton Village und Waitomo hatte ich schon zwei Highlights meiner Tour erleben dürfen. Als nächstes stand für mich der Forgotten World Highway auf dem Programm. Um dorthin zu gelangen, musste ich zuerst entlang der Küste nach New Plymouth radeln, um dann ab Stratford wieder Richtung Norden zu fahren. Der Weg von Waitomo bis zur Küstenstraße hat mir dabei sehr gut gefallen:

Auf dem Forgotten World Highway (State Highway 43) gibt es kaum Übernachtungsmöglichkeiten. Die Distanzen zwischen den Dörfern Stratford, Whangamomona und Taumarunui sind relativ lang und es sind einige Höhenmeter zu bewältigen. In der ersten Nacht zeltete ich in Whangamomona und in der zweiten Nacht etwas außerhalb von Taumarunui. Dass die Landschaft hier sehr schön ist, konnte ich leider nur erahnen. Das Wetter war scheußlich: Regen und Gegenwind. Leider sollte sich das an den darauffolgenden 11 Tagen auch nicht mehr ändern. 

Das Bild unten zeigt einen seltenen “trockenen” Moment auf dem Forgotten World Highway:

In Ohakune machte ich einen Tag Pause und genoss den vergleichsweise hohen Comfort eines richtiges Hostelbettes und einer Küche. Tatsächlich war das LKNZ Lodge & Café wirklich modern, sauber und einladend. Die Küche war sehr gut ausgestattet (sogar mit Backofen und Mixer) und das angrenzende Café war bei dem schlechten Wetter der beste Ort zum Entspannen – abgesehen von der Sauna, die man gegen Aufpreis nutzen kann. 

Ursprünglich hatte ich geplant, von Ohakune nach Napier zu fahren; jedoch nicht über Taupo, sondern die Route über die Taihape-Napier Road. Ich wusste, dass die Strecke anstrengend werden würde, da einige Höhenmeter vor mir lagen und ich keine Ortschaften passierte, an denen ich eine richtige Pause in einem Café hätte einlegen können. Ich hatte vorher einen Campingplatz ausfindig gemacht, der die Strecke bis Napier in Distanzen von 120 km am ersten Tag und 80 km am zweiten Tag teilte. Leider gab es diesen Campingplatz nicht und ich wusste nicht, wo ich die Nacht verbringen konnte. Es hatte den ganzen Tag durchgeregnet, sodass selbst meine Regenkleidung bereits mittags keinen Nutzen mehr brachte. Mein Zelt bei strömendem Regen aufzubauen hätte mein Zelt von innen durchnässt und somit auch meine Matte und Schlafsack – kein schöner Gedanke, besonders da es mit 13 Grad ziemlich frisch war und ich ohnehin schon trotz des Radfahrens unterkühlt war. Zum Glück hielt ein vorbeifahrendes Auto neben mir und ein Bauern-Ehepaar lud mich zu sich nach Hause ein. Diesem Höllenritt hatte ich am nächsten Tag eine Erkältung zu verdanken, die aber auch schlimmer hätte sein können, wenn ich nicht eine warme Dusche und ein Bett bekommen hätte.

An sich ist die Strecke gut zu fahren, da sie vollständig asphaltiert ist und wenig Verkehr herrscht. Bei gutem Wetter hätte ich wildcampen können, doch im Regen sollte man die Strecke wenn möglich meiden. Im Umfeld von 80 km gibt es nämlich nichts (nicht mal eine Überdachung für Schafe oder Heuballen), wo man sich unterstellen kann. 

Von Napier aus ging es über Taupo nach Rotorua. Die Fahrt war sehr unspektakulär. Abgesehen vom immer noch schlechten Wetter fährt man die ganze Zeit an einer relativ stark befahrenen Straße entlang, die landschaftlich nicht viel zu bieten hat. Rotorua lohnt sich dafür umso mehr: Die Gegend verzeichnet viel geothermische Aktivität, was die vielen heißen Quellen und Geysire auslöst, die überall in und um die Stadt herum zu finden sind. Die Quellen werden heute noch für medizinische Zwecke genutzt (z.B. bei Muskelverspannungen nach langen Radtouren 😅) und die Geysire und blubbernden Schlamm- oder Heißwasser-Quellen sehen zudem ziemlich interessant aus.

Den heißen Quellen verdankt Rotorua seinen unverkennbaren Geruch. Noch bevor man die Innenstadt erreicht, hat man bereits den Geruch von Schwefel in der Nase. Das ist aber halb so wild; man gewöhnt sich schnell daran. 

In Rotorua ist zudem die Maori-Kultur vertreten, die man beispielweise bei einer Führung durch das Maori Village näher kennenlernen kann. 

Nach Rotorua radelte ich über Tauranga nach Whangamata auf die Halbinsel Coromandel. Mittlerweile regnete es nur noch teilweise und ich konnte endlich ein paar schöne Stunden während der Radtour und am Strand genießen.

Mein nächstes Ziel war Cathedral Cove. Der Strand selbst ist zwar auch unglaublich schön, aber noch schöner fand ich den ca. 30-minütigen Spaziergang dorthin. 

Am nächsten Tag ging es weiter nach Coromandel Town. Ich kann euch nahelegen, die 309 Road zu fahren (anstatt dem Highway zu folgen). Die Strecke ist kürzer und deutlich weniger befahren. Es ist zwar eine schmale und kurvenreiche Schotterstraße, aber ich fand sie nicht besonders anspruchsvoll. 

In Coromandel zeltete ich auf einem Campingplatz außerhalb des Stadtzentrums, dessen Nähe zum Strand und zu schönen kleinen Wanderwegen den 3km-langen Umweg nach Long Bay absolut wert ist.

Von dort aus fuhr ich die Küstenstraße entlang Richtung Süden. Obwohl die Straße sehr touristisch ist, habe ich die Fahrt sehr genossen, da man die ganze Zeit den Blick aufs Meer genießen kann. 

Achtung: Laut Google Maps gibt es eine Fähre von Coromandel nach Auckland. Ursprünglich wollte ich die Fähre nehmen, was mir zwei Tage Fahrt entlang der Küste erspart hätte. Das Fährunternehmen hat jedoch im Herbst 2022 die Route aufgrund von Personalmangel eingestellt. Ob und wann die Fährstrecke zwischen Coromandel und Auckland wieder betrieben wird, weiß ich nicht. 

Der Umweg am Ufer entlang führte mich in den Miranda Holiday Park, wo man den kostenlosen heißen Quellwasser-Pool nutzen kann. Nachdem ich dort meine Muskeln etwas lockern konnte, fuhr ich am nächsten Tag nach Auckland, direkt ins Zentrum. Sicher ist die Stadt nicht uninteressant, doch ich fand Auckland mit seinen Menschenmengen, dem Dreck und dem Lärm nicht besonders schön – aber das ist nur meine persönliche Meinung 😊 

In Auckland habe ich die Tour begonnen und in Auckland habe ich sie beendet. Immerhin gibt es am Flughafen Fahrradkartons für 20 Dollar zu kaufen, was mir viel logistischen Aufwand ersparte. So konnte ich ganz entspannt mit dem Rad zum Flughafen fahren und meine Reise in Tasmanien fortsetzen. Den Blog-Artikel über meine Erlebnisse dort findet ihr hier

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert