G'day Tassie -
Quer durch Tasmanien's Wildnis
Als ich in Hobart landete, stellte sich mir die Frage welche Route ich bis nach Devonport nehmen solle: Entlang der Küste oder quer durch’s Land. Man sagte mir, die Küstenstraße sei zwar infrastrukturell besser ausgebaut, dafür jedoch deutlich touristischer und landschaftlich weniger “wild”. Also entschied ich mich, auf der A10 durch das unberührte Landesinnere zu fahren.
Die Fahrt aus Hobart heraus war unkompliziert. Es war größtenteils flach und ich fand schnell ein paar Orte, an denen sich eine Kaffeepause lohnte.

Umso weiter ich mich von Hobart entfernte, desto ruhiger wurde es auf der Straße, bis ich irgendwann die einzige war. Die Landschaft bestand größtenteils aus Wiesen und Weidefläche.



Nach der ersten Tagestour übernachtete ich auf einem spendenbasierten Campingplatz in Hamilton, auf dem es immerhin eine Münzdusche und eine Toilette gab. Die darauffolgenden Tage waren weitaus weniger luxuriös. Auch die Fahrt an sich wurde zunehmend anspruchsvoller. Nicht nur erwarteten mich am zweiten Tag einige Höhenmeter, sondern auch eine lange Schotterstraße. Schotterpisten bremsen mein Trekkingrad oft aus, doch dank des guten Wetters war der Boden trocken und ich kam dennoch gut voran.



Abends kam ich in Derwent Bridge an – einem Ort, der ein Dorf vermuten lässt, in Wahrheit aber nur aus einem Café und einem Hotel besteht. Kurz vor Ladenschluss traf ich im Café Hungry Wombat ein und deckte mich mit Sandwiches und Muffins ein. Ein paar Kilometer weiter zeltete ich in der Nähe einer öffentlichen Toilette – einen Campingplatz mit Sanitäranlagen gab es weit und breit nicht.
Das “Zelten verboten”-Schild habe ich wohl übersehen Da aber ohnehin keiner außer mir dort war, hat sich niemand über meine Anwesenheit beschwert.

Am nächsten Morgen war ich schon früh auf den Beinen, da ein langer Tag vor mir lag. In der Nacht zuvor war die Temperatur auf knapp 0 Grad gesunken, sodass ich zu Beginn der Tour mit Handschuhen und zwei Jacken auf dem Rad saß.
Die Landschaft nach Derwent Bridge gefiel mir sehr gut, besonders als die Sonne aufging und der Nebel sich langsam lichtete. Wie auch an den anderen Tagen vorher war auf der Straße kaum Verkehr.




An diesem Tag fuhr ich Richtung Queenstown und fand dort den ersten Supermarkt nach drei Tagen. Auch machte ich hier eine längere Pause in einem Café und sammelte neue Energie, denn Queenstown war nicht das Ziel meiner Tagesetappe.
(Tipp: Im Nachhinein hätte ich für meine Tasmanien-Durchquerung einen Tag länger einplanen und lieber eine Zwischenübernachtung in Queenstown machen sollen. In der Umgebung vor und nach Queenstown gibt es keine Dörfer, daher hätte eine Nacht auf einem richtigen Campingplatz nahe der Zivilisation gut getan.)

Da ich wusste, dass ich an diesem Tag ein weiteres Mal wildzelten musste, nahm ich mir vor, so weit wie möglich zu fahren. Nach meiner Pause brach ich am späten Nachmittag auf und radelte weiter. Während es nachts und morgens eiskalt war, war es tagsüber sehr warm. Es waren zwar maximal 28°C, doch die Sonne in Tasmanien ist aufgrund der südlichen Lage der Insel sehr stark und brennend heiß. (Gut eincremen! )
Ich fuhr weitere zwei Stunden und schlug irgendwann mein Zelt irgendwo am Rand der Straße auf. Einen guten Platz zum Campen zu finden gestaltete sich schwierig, da die Straße auf der einen Seite von einer Felswand umgeben war, und auf der anderen Seite ein Hang steil nach unten führte. Eine Parkbucht sollte es also auch tun.
Dem nächsten Tag blickte ich mit Nervosität entgegen. Ich hatte gute 120 Kilometer mit über 2000 Höhenmetern vor mir. Obwohl ich schon öfters solche langen Tagesetappen hatte, stellt diese Distanz bzw. dieser Anstieg ein Limit dar, besonders wenn es zwischendurch keine Dörfer gibt, in denen ich eine richtige Pause machen kann. Zu meinem Glück war ich in sehr guter Verfassung und kam vergleichsweise zügig voran.




Bis zur Region um den Cradle Mountain herum bestand die Landschaft aus dichten Wäldern, wie ich sie auch schon in den Tagen zuvor genossen habe. Später erwartete mich eine ziemlich karge Landschaft, mit nur wenigen Bäumen. Dieser Abschnitt war zum Glück nur ca. 30 Kilometer lang, bis es danach wieder schöner wurde.


Abends hatte ich einen Campingplatz namens Cradle Mountain Fishery & Camping gebucht. Ich freute mich nicht nur auf eine Dusche (die ich nach drei Tagen auf dem Rad dringend brauchte), sondern auch auf soziale Kontakte. Während dem Radfahren macht es mir nichts aus, alleine zu sein, wohl aber die Einsamkeit abends. Besondern nach tagelanger Isolation wünschte ich mir wieder Menschen um mich herum.
Kurz vor Ankunft auf dem Campingplatz kam ich in ein Unwetter. Von einer Sekunde auf die andere fing es so stark an zu regnen, dass ich nicht mal die Möglichkeit hatte, meine Regenkleidung anzuziehen. Innerhalb kürzester Zeit war ich bis auf die Haut durchnässt und die Erde stand centimetertief unter Wasser. Doch ebenso plötzlich wie es anfing, hörte das Unwetter auch schon auf und die Sonne brannte mir wenig später wieder auf der Haut. Solch ein rascher Wetterumschwung ist in Tasmanien nicht ungewöhnlich. Mehr als einmal sagten mir die Menschen dort: “Here you can get all four seasons in a day!” – Alle Jahreszeiten an einem Tag erlebte ich in der Region um den Cradle Mountain herum tatsächlich auch.
Wie sich herausstellte war der Campingplatz eher eine Wiese auf Privatgrundstück, auf dem man zelten durfte. Toiletten gab es zwar, doch keine Dusche…. Das wäre ja auch zu schön gewesen! Bei gutem Wetter ist der Campingplatz trotzdem sehr zu empfehlen, da er sehr idyllisch gelegen ist, aber dennoch nicht weit von der Straße entfernt liegt.

Am nächsten Tag fuhr ich weiter nach Devonport. Die ersten paar Kilometer hinter dem Campingplatz waren traumhaft schön und die Etappe war einfach, da es größtenteils bergab ging. Wieder war kein Mensch auf der Straße unterwegs. Erst nach ca. 30 Kilometern wurde der Verkehr wieder dichter, als ich ein paar Dörfer passierte.


Die Fahrt durch Tasmaniens Inland war beeindruckend, aber auch anstrengend und einsam. Ich war froh, endlich in Devonport anzukommen Nach einer Dusche, einem guten Mittagessen und einem Flat White war ich wieder ganz die Alte. Nachmittags hatte ich noch Zeit, am Mersey Bluff Viewpoint einen Blick auf die Küste zu erhaschen.

Abends nahm ich die Fähre von Devonport rüber zum Festland, wo ich meine Tour von Melbourne nach Sydney startete.
Achtung: Die Fähre fährt nur zweimal am Tag, mit Abfahrt morgens oder Abfahrt abends. Die Fahrzeit beträgt ca. 10 Stunden. Ihr solltet euren Platz so früh wie möglich buchen, da die Tickets schnell ausgebucht sind und die Preise mit der Zeit steigen. Außerdem fährt die Fähre nicht mehr direkt nach Melbourne, sondern nach Geelong, einer Stadt westlich von Melbourne. Von dort aus sind es ca. 85 Kilometer bis ins Zentrum von Melbourne. Diese zusätzliche Tagesetappe muss man einkalkulieren, wenn man wenig Zeit hat. Alternativ fährt ein Zug von Geelong nach Melbourne.
Meinen Artikel über die Tour von Melbourne nach Sydney findet ihr hier.