Albanien: Abseits des Massentourismus
Ich startete meine Reise im Norden des Landes, in Shkodra. Die kleine Stadt liegt nahe dem Skutarisee – einer der größten Seen (Ost-)Europas. Hier kann ich euch das Hostel Mi Case Es Tu Casa empfehlen. Auf mich wirkte die Stadt sehr jung und dynamisch. Wie überall im Land bekommt man sehr gutes Essen für ein paar Euro. Einen halben Liter Weißwein habe ich für 1,50 EUR bekommen – direkt nach meiner Radtour, bevor ich etwas gegessen habe. Der Tag war lustig
Am nächsten Tag ging es weiter nach Tirana, ca. 100 Kilometer, aber ohne Steigung. Man fährt ausschließlich auf asphaltierten Straßen, teilweise stundenlang nur geradeaus und ohne viel Verkehr.

In Tirana ändert sich das aber schnell. Die Stadt ist zum Radfahren völlig ungeeignet: Es ist überfüllt, laut, dreckig und die Straßen sind oft in schlechtem Zustand. Zur An- und Abreise eignet sich Tirana aufgrund seines Flughafens gut; aber abgesehen davon hat mich die Stadt leider nicht vom Hocker gerissen.
Ich hatte also nichts dagegen, am nächsten Tag Richtung Ohrid (Nordmazedonien) weiterzufahren. Die Strecke dorthin ist wunderschön und oft menschenleer. Auch Übernachtungsmöglichkeiten sind rar, da sich Touristen eher selten in diese abgelegene Gegend verirren. Daher war ich froh, in Librazhd ein Hotel zu finden. Das Highlight meiner Reise wartet aber bereits am nächsten Tag auf mich: der wunderschöne Ohridsee, dessen nordöstlicher Teil in Nordmazedonien liegt und der südwestliche in Albanien. Zugegeben, die nordmazedonische Seite ist schöner – wahrscheinlich weil sie deutlich besser für touristische Zwecke ausgebaut ist. Den Artikel zu meinem Aufenthalt in Nordmazedonien findet ihr hier.
Ich fuhr einmal um den See herum und kam von der anderen Seite wieder nach Albanien. Mein nächster Halt war Korca. Die Stadt wird von Touristen oft nicht angefahren, da der Weg von dort bis nach Tirana bzw. bis zur Küste ziemlich lang ist. Wir Radfahrer sind da doch deutlich flexibler – Autobahn können wir ja eh nicht fahren
Korca hat auf mich einen sehr modernen Eindruck gemacht, nicht zuletzt wegen der gepflegten Innenstadt und den Studierenden, die die dortige Universität besuchen . Hier wird auch das Korca Bier gebraut, das man im Biergarten der Brauerei genießen kann

Die letzte Etappe meiner Albanien-Tour sollte an der Küste entlang gehen. Bis ich in Saranda im Süden Albaniens ankam, hatte ich jedoch noch 2 Tage Fahrt vor mir – 190 km mit knapp 3300 Höhenmetern. Doch auch hier enttäuscht mich die Landschaft nicht, und solche Aussichten hatte ich dort rund um die Uhr:

Ich folgte eigentlich nur der SH 75, welche für Autofahrer der Horror ist (Schlaglöcher, kurvenreich, schmal), für Radfahrer aber überhaupt kein Problem darstellt.
Die kürzeste Route verläuft durch Griechenland. Ich hatte mich schon auf Gyros mit Zaziki gefreut, aber während der gesamten Tour zwischen dem Grenzübergang Tre Urat und Kakavija traf ich keine Menschenseele. Laut Google Maps und Komoot gibt es anscheinend Dörfer, aber von denen war weit und breit keine Spur.
Tipp: Die griechischen Grenzbeamten sind sehr entspannt, da der Grenzübergang in Tre Urat wohl nicht so häufig genutzt wird. Daher ist es auch kein Problem dort aufs Klo zu gehen und die Wasserflaschen wieder aufzufüllen. Wasser braucht ihr nämlich, da man ums Wildcampen nicht herum kommt 😅
Ich fuhr weiter zum Blue Eye, einer Wasserquelle, die leider auch den Kreuzfahrttouristen angeboten wird. Der Ort ist zwar super zum Pause machen, aber eben auch sehr überlaufen.

Saranda und Ksamil sind nicht besser. Obwohl die Preise für Unterkünfte und Verpflegung immer noch sehr niedrig sind, merkt man doch einen klaren Unterschied zum Rest des Landes. Daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass ich mich schnell wieder aufs Rad setzte und stattdessen ein paar Tage in abgelegeneren Orten verbringen wollte. Empfehlen kann ich die Ortschaften um Himare herum, oder Drimadhe.

Drimadhe ist ein guter Ausgangspunkt für den Llogara Pass, dessen endlose Serpentinen einen schon aus der Entfernung anlächeln 😀 Es hat auch eine ganze Weile gedauert, bis ich oben war 😏

Nach dem Pass geht es weiter an der Küste entlang. Wer mag, sollte unbedingt noch einen Abstecher nach Berat machen. Die Stadt der tausend Fenster ist sogar Weltkulturerbe und punktet mit seinen hübschen Häuschen und engen Gassen:

Von dort aus ging es für mich wieder nach Tirana, von wo aus ich den Flieger zurück in die Heimat nahm.