Brasiliens Süden:
Deutsche Kolonien und Sandstrand

Ich begann meine Reise bereits in Uruguay und radelte in der Stadt Chui über die Grenze. Meinen Blog-Artikel über meine Tour in Uruguay findet ihr hier

In der grenznahen Stadt Santa Vitoria do Palma nahm ich den Nachtbus und fuhr bis nach Porto Alegre. Die Fahrradmitnahme im Bus ist in Brasilien erstaunlich unkompliziert: Man benötigt kein separates Ticket, sondern lädt das Rad als normales Aufgabegepäck in den Frachtraum des Busses. Um das Gepäck der anderen Fahrgäste nicht zu beschmutzen, muss das Fahrrad jedoch abgedeckt sein. Hier genügt eine Plastikfolie oder große Tasche. Ich klebte nur ein paar Plastiktüten um die Räder und die Pedale herum; das war für die Mitnahme schon völlig ausreichend. 

In Porto Alegre angekommen fuhr ich nach Bento Goncalves, eine Stadt in einem Weinanbaugebiet. 

In einigen Städten Brasiliens kann man einen Tagesausflug mit einer alten Lok machen. Solch eine Tour buchte ich in Bento Goncalves und fuhr mit der Bahn zwei Stunden durch die Gegend. Während der Fahrt bekamen wir Wein zu trinken und ein paar Musikanten spielten traditionelle Musik. Die Stimmung war super!

Von Bento Goncalves aus radelte ich nach Gramado. Unterwegs machte ich in einem Restaurant Mittagspause und war überrascht, dass der Kellner mit mir deutsch sprach. Wie sich herausstellte, gab es in dieser Region deutsche Siedlungen, was sich auch in der Architektur  und den gepflegten Straßen (besonders in Gramado und Canela) zeigte. 

Die Landschaft war herrlich, wenn auch sehr hügelig. Mit fast 2000 Höhenmetern war die Tagesetappe nach Gramado definitiv sehr anstrengend. 

Um Pause zu machen setzte ich mich gerne in eines der Cafés, die mich mit ihrer Liebe zum Detail anlockten. Überall in Brasilien gibt es Hängematten; diese sieht man sowohl bei den Brasilianern auf dem Balkon hängen, als auch in Gästehäusern/Hostels, oder eben in Cafés. 

Am nächsten Tag fuhr ich weiter nach Cambará do Sul. Im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen hatte ich keine langen Aufstiege, sondern blieb in der Hochebene und hatte viele kleine Hügel zu bewältigen. 

Am Tag darauf folgte die langersehnte Talfahrt Richtung Meer. Seit Tagen freute ich mich auf diese Tagesetappe. Von Cambará do Sul aus nahm ich die Straße RS427 , die mich 40 Kilometer weit bis nach Praia Grande führen sollte, von wo aus es weitere 40 km ebenerdig bis zur Küstenstadt Passo de Torres ging. An diesem Tag wurde ich maßlos enttäuscht. Die Aussicht war zwar schön, doch die Fahrt an sich war entsetzlich. Ich wusste, dass die Straße nicht asphaltiert ist, doch der Zustand war schlechter als gedacht. Das Bild unten zeigt die Straße an einem der besseren Abschnitte, während in anderen Teilen nur lose Steine lagen und ich dort das Fahrrad schieben musste. 

Hinzu kam eine Baustelle, bei der viel Staub aufgewirbelt wurde, was die Fahrt erschwerte. Außerdem war die Steigung teils so steil, dass ich selbst mit angezogenen Bremsen immer wieder zur Seite abrutschte. Kurzum: Dieser Streckenabschnitt hat sich überhaupt nicht gelohnt. Im Nachhinein hätte ich besser von Tainhas aus die Straße 453 genommen! 

In Passo de Torres empfehle ich einen Spaziergang durch den Parque de Guarita, der direkt an einer Steilküste liegt. Von dort aus kann man hinab zum Guarita Strand, oder auf der anderen Seite zum Stadtstrand Praia da Cal. Der Fußweg beträgt höchstens 15 Minuten, sodass auch müde Radlerbeine den Weg auf sich nehmen können😀 

An den darauffolgenden Tagen folgte ich der Schnellstraße BR-101. Zu Beginn versuchte ich alternative Routen zu finden, doch diese waren oft in schlechtem Zustand. Die beste Option war es, auf dem Seitenstreifen des Highways zu fahren. Zwar herrscht dort viel Verkehr, doch auf dem Seitenstreifen hatte ich meine Ruhe und sah gelegentlich sogar andere Radfahrer. Außerdem war die Landschaft gar nicht mal so übel, da man häufig Aussicht auf kleine Dörfer oder sogar schöne Badestrände bekam. 

Ein weiterer Vorteil der Fahrt auf der Autobahn ist die unkomplizierte Pausenplanung. Alle paar Kilometer gibt es eine große Tankstelle mit Café, Toilette und kleinem Supermarkt. Ich brauchte nur wenig Wasser und Lebensmittel, da ich zu jederzeit meine Vorräte wieder auffüllen konnte. 

In manchen Teilen Brasiliens kann man das Leitungswasser trinken, in manchen nicht (nach Aussage eines Brasilianers, der selbst auch das Wasser aus dem Hahn trank). Laut verschiedenster Quellen auf Google wird jedoch dringend davon abgeraten. Ich habe während meiner 3, 5 Wochen in Brasilien meistens Leitungswasser getrunken und hatte nie Probleme. 

Einen Ruhetag legte ich in Ibiraquera ein, am Praia Rosa. Die Kleinstadt ist sehr touristisch, quirlig und hat einen sehr alternativen Flair. Ich war in der Nebensaison dort, daher war es sehr ruhig. Die ganzen Hostels, Bars, Restaurants und Souvenir-Shops geben jedoch Auskunft darüber, dass es sich hierbei um einen Surfer-Hotspot handelt. Wer genug vom Radfahren hat, kann sich hier in Ibiraquera (wie aber auch in vielen anderen Küstengebieten Brasiliens) in die Wellen stürzen. 

Dank der zahlreichen Strandbars habe ich dort zum ersten Mal Acai (auf deutsch: Kohlpalme) probiert. Das ist eine Frucht, aus der in Brasilien häufig Sorbet hergestellt wird und dann mit Müsli oder anderen Früchten zusammen gegessen wird.

Weiter ging es nach Florianopolis. Ich übernachtete in einem Hostel in der gleichnamigen Stadt, und radelte am nächsten Tag über die Insel. An dem Tag fuhr ich 80 km und schaffte es nur bis in den nördlichen Teil der Insel. Wer den Süden auch noch erkunden will, benötigt mindestens zwei Tage dort. 

Die Insel Florianopolis bietet einige traumhafte Strände, an denen ich Pause machte. An diesem Tag machte ich sozusagen “Beach Hopping” 😍

Ein ganz anderes Bild vom Strand bekam ich auf dem Festland, in Balneário Camboriú. Auch hier war das Wasser flach, und die Wellen nur mäßig hoch. Der Strand war jedoch deutlich breiter und umrandet von den Wolkenkratzern der Stadt. 

Noch immer folgte ich der BR-101. Teilweise übernachtete ich in Unterkünften am Meer, teilweise buchte ich mir ein günstiges Hotel direkt an der Autobahn. Oft war das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut und ich bekam für unter 30 EUR ein Einzelzimmer inklusive (gutem) Frühstück. 

Das (Zwischen)-Ziel meiner Reise durch Brasilien war Joinville. Von dort aus nahm ich den Bus nach Rio und startete meine Tour Richtung nach Sao Paulo. Den Blog-Artikel dazu findet ihr hier

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