Down Under:
Von Melbourne nach Sydney
Bevor ich meine Tour auf dem Festland im Bundesstaat Victoria startete, war ich in Tasmanien. Hier geht es zu meinem Bericht dazu.
Von Devonport (Tasmanien) aus nahm ich die Fähre nach Geelong, eine Stadt ca. 80 Kilometer außerhalb von Melbourne, und radelte von dort aus nach Melbourne Zentrum. Ich hatte bereits viel Gutes über die Stadt gehört und wurde nicht enttäuscht. Überall gibt es kleine Cafés und internationale Restaurants. Auf der Straße tummeln sich Menschen aus unterschiedlichsten Teilen der Welt, unter anderem aus Asien. Daher ist es nicht verwunderlich, an jeder Ecke chinesische Dumplings, Sushi oder koreanische Barbecues zu entdecken.
Die Wolkenkratzer sieht man bereits aus der Ferne, doch entgegen der Erwartung ist Melbourne trotz der dichten Bebauung sehr grün und sauber. Ich genoss es sehr, durch die Straßen zu laufen und den “Geist der Stadt” einzuatmen.







Normalerweise fahre ich ungern durch Großstädte, da man als Radfahrer häufig auf Hauptverkehrsstraßen fahren muss und viel Zeit an Ampeln verliert. Zu meiner Überraschung war die Fahrt aus Melbourne heraus sehr einfach und angenehm. Es gibt Radwege, die nahezu perfekt sind: Asphaltiert, breit, idyllisch gelegen und leicht zu finden. Die ersten 20 Kilometer folgte ich dem Yarra River, bis ich irgendwann auf einen Radweg kam, der an einer Bahnlinie entlangführte. Ich übernachtete in Warragul und fuhr von dort aus weiter Richtung in südöstliche Richtung nach Seaspray. Hier beginnt der 90-Mile-Beach, der als sehr beliebtes Urlaubsziel gilt. Leider war das Wetter nicht allzu gut, doch auch unter bewölktem Himmel kann man die Schönheit des langen Küstenstreifens erkennen. Von der Straße aus ist der Strand nicht zu sehen, doch überall gibt es kleine Fußwege, über die man in nur wenigen Metern zum Strand gelangen kann.



An den darauffolgenden Tagen fuhr ich über die Stadt Sale Richtung Raymond Island. Vom Festland aus fährt alle 5 Minuten eine Fähre auf die Insel. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten und ist kostenfrei. Auf Raymond Island kann man Koalas in freier Wildbahn sehen und einen Spaziergang durch den Wald und am Strand entlang machen.
Auf Tag darauf nahm ich mir den beliebten East Gippsland Rail Track vor. Der Radweg ist weitestgehend geschottert, jedoch meist befestigt und sehr einfach zu fahren. Der Weg ist vollständig autofrei und führt von Bairnsdale über Nowa Nowa bis nach Orbost.


Mit ca. 90 Kilometern Länge hätte ich den Radweg an einem Tag fahren können, doch ich entschied mich, einen Abstecher in den Ferienort Lakes Entrance zu machen. Ich bog ein paar Kilometer vor Nowa Nowa auf den Gippsland Lakes Discovery Trail ab, welcher mich fast bis nach Lakes Entrance führte. Dieser Radweg war deutlich anspruchsvoller, da das Gelände wilder war. Teilweise ging es durch Sand und über Wurzeln und lose Schottersteine. Ich kam hier nur langsam voran, doch genoss dafür umso mehr die Landschaft um mich herum.


Lakes Entrance ist ein hübscher kleiner Ferienort, an dem ich bei Big Bears Donuts den weltbesten Donut gegessen habe! Lakes Entrance zeichnet sich durch die (Halb-)Inseln aus, die in unmittelbarer Nähe zum Festland liegen. Über eine Brücke gelangt man auf den hinteren Teil und hat dort Zugang zum offenen Meer.


Am nächsten Tag fuhr ich nach Nowa Nowa, um den zweiten Teil des E-Gippsland Rail Tracks zu fahren. In Orbost machte ich einen größeren Einkauf, da ich in Marlo, meinem nächsten Ziel, keine Einkaufsmöglichkeiten hatte.
Marlo überraschte mich. Ich übernachtete in einem kleinen Cottage, nur wenige Minuten Fußweg vom Strand entfernt. Spontan entschied ich mich, noch eine Nacht länger zu bleiben, da mir die Kombination aus offenem Ozean, seichtem Wasser in einer Bucht, und alten Wäldern gut gefiel.




Die beiden darauffolgenden Tage waren weitestgehend eintönig. Ich folgte der A1 über Genoa nach Merimbula. Die Straße wird von Autos und LKWs befahren, es gibt kaum Dörfer unterwegs und es gibt einige Hügel zu bewältigen.
Erst um Merimbula herum wird die Strecke wieder schöner. Hier hatte ich einen tollen Campingplatz direkt am Meer.


Am nächsten Tag – der ebenfalls sehr anstrengend war – fuhr ich teilweise am Meer entlang (siehe Foto unten), teilweise wieder auf der A1 und später dann auf einer einsamen Schotterstraße, dich mich letztendlich nach Mystery Bay führte. Hier gab es weder Supermärkte, noch Cafés. Der gleichnamige Campingplatz ist mit Plumpsklos und einer Kaltwasserdusche eher spärlich ausgestattet, doch punktet mit seiner tollen Lage direkt am Wasser und zwischen großen altem Bäumen.

An den drei folgenden Tagen – in Batehaven, Mollymook und Bomaderry – hatte ich wieder kein Glück mit dem Wetter; erst in Wollongong hörte es auf zu Regnen und ich konnte ein letztes Mal eine sonnige Mittagspause und später einen Ausflug zum Strand genießen.

Ab Wollongong hatte ich noch einen Tagesritt bis nach Sydney vor mir. Die erste Hälfte der Tour war eine der schönsten Etappen der gesamten Reise! Die Küstenstraße ließ mich häufig einen Blick auf das Meer werfen, doch das große Finale erwartete mich hinter Stanwell. Nach ein paar sehr anstrengenden Kilometern hatte ich eine grandiose Aussicht über die Küste!
Das Flying High Café am Aussichtspunkt Bald Hill ist bereits morgens geöffnet, sodass ich mir hier einen Kaffee holen konnte. Auf diese Idee bin nicht nur ich gekommen – es tummelte sich dort nur von Fahrrad- und Motorradfahrern. Super Atmosphäre!

Ab Bald Hill Lookout folgte ich dem Lady Wakehurst Drive und bog nach ein paar Kilometern Downhill-Fahrt links auf die McKell Avenue ab, die mich (leider wieder bergauf) zum Ort Waterfall führte. Die Strecke ist sehr idyllisch, wenn auch sehr touristisch.
Ab Waterfall endet das schöne Panorama und mich erwartete der Seitenstreifen des stark befahrenen Princess Highways.
Umso näher man Sydney kommt, desto sichter wird der Verkehr. Ich war froh, nachmittags in meiner Unterkunft einzuchecken und nach den anstrengenden Tagen vom Rad abzusteigen und Sydney zu Fuß zu entdecken.
Vielen Menschen, sowohl Australier als auch Touristen, sagten mir, dass Melbourne deutlich schöner als Sydney sei. Ich war in beiden Städten jeweils nur einen Tag, doch kann nicht behaupten, dass mir Sydney nicht gefallen hätte: Auch hier gibt es viele Parkanlagen, quirlige Straßen, internationale Restaurants für jeden Geschmack und interessante Architektur. Das Opernhaus hat mich am wenigsten beeindruckt 😉 Der Botanischen Garten mit Blick auf die Wolkenkratzer gefiel mir an Sydney am meisten.







In Sydney endete meine Australien-Reise.
Während meine Tour durch Tasmanien sehr wild, einsam und rau war, zeigte mir die Fahrt durch die Staaten Victoria und New South Wales eine ganz andere Seite Australiens. Auch hier hatte ich häufig längere Strecken zurückzulegen bevor ich ein Dorf durchquerte, doch die von mir gewählte Route war dennoch vergleichsweise dicht besiedelt und touristisch. Nach der Einsamkeit in Tasmanien genoss ich es, an den Küstenorten des Festlands wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen – besonders wenn sie so redselig und aufgeschlossen sind wie die Australier 😉 Eine Kombination aus Tasmanien und der Ostküste Australiens kann ich sehr empfehlen.