Uruguay -
Einfach einfach und ziemlich cool
Meine Reise begann am Flughafen in Montevideo. Ich montierte nach der Landung mein Rad zusammen und fuhr direkt vom Flughafen aus los zu einer nahegelegenen Unterkunft. Bereits am Flughafen erhielt ich (gratis) eine lokale Sim-Karte mit einer Anleitung diese zu aktivieren und Guthaben aufzuladen. Diese organisatorische Aufgabe war nun schonmal erledigt.
Am nächsten Tag radelte ich in die Stadt hinein, an der bekannten Küstenstraße “Rambla” entlang.

In der Stadt selbst versuchte ich eine Gaskartusche zu bekommen, um meinen Trangia-Kocher nutzen zu können. Das war jedoch vergebene Liebesmüh: Ich klapperte mehrere Outdoor- und Sportgeschäfte ab, doch außer Stechkartuschen (die nicht wiederverschließbar und daher für mich untauglich sind) gab es kein Campinggas.
Deutlich einfacher gestaltete sich die Nutzung der Fernbusse. Ich wollte in die kleine Stadt Colonia del Sacramento fahren und ab dort die Strecke mit dem Rad zurückfahren bis zur brasilianischen Grenze. Am Ticketschalter am Bahnhof kaufte ich einfach ein Ticket für mich und mein Rad. Im Bus selbst wurde das Fahrrad unten in den Gepäckraum gelegt – ohne notwendige Verpackung und ohne das Vorderrad abmontieren zu müssen.
Nach wenigen Stunden kam ich in Colonia an. Die älteste Stadt Uruguays ist UNESCO-Weltkulturerbe und wurde von den Spaniern und Portugiesen geprägt. Das Zentrum ist klein und überschaubar, sodass ein Tag in Colonia genügt um einen Eindruck davon zu erlangen. (Tipp: Erkundet das Zentrum besser ohne Fahrrad; die Kopfsteinpflaster sind ziemlich nervig 😉)


In der Innenstadt sind viele alte Häuschen zu finden, sowie Grünflächen und Palmen. Colonia lädt in jedem Fall zum Verweilen in einem Café ein!
Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt beginnt ein Küstenstreifen, der häufig für Wassersportarten genutzt wird.

Am nächsten Morgen startete ich meine Tour Richtung Brasilien. Bis nach Montevideo zurück waren es ca. 200 Kilometer, d. h. ich würde zwei Tage benötigen. Navigieren musste ich nicht, da ich die ganze Zeit auf ein und derselben Straße blieb:

Unterwegs gab es fast nichts; ausreichend Verpflegung ist wichtig auf dieser Strecke. Abends zeltete ich bei der Tankstelle “ANCAP”, die während meiner Reise zu einem vertrauten Zufluchtsort wurde. Hier gab es immer etwas zu essen und die Möglichkeit der Kartenzahlung. Außerdem gibt es an einigen Tankstellen Duschen.
Das Campen an der ANCAP war kostenfrei und es gab WLAN und einen typischen Tankstellen-Shop. Besser als so mancher Campingplatz!

Einen Tag später ging es nach Montevideo zurück; wieder über “La Rambla”, doch diesmal in die andere Richtung.

Mein nächster Halt war Punta Ballena, ein Dorf in der Nähe von Punta del Este. Dass ich die Küstenstraße entlang fuhr, hatte den Vorteil, dass ich (meistens) nie weit vom Strand entfernt war 😀

Als ich irgendwann genug vom Strand hatte, bot sich ein Spaziergang durch den Park “Lussich de Punta Ballena” an, von wo aus man eine tolle Aussicht auf den Wald und die Küste hat.

15 Kilometer von Punta Ballena entfernt liegt Punta del Este, eine Stadt, die alles zu bieten hat, was es eben in einer großen Stadt gibt: Bars, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Fahrradläden. Der Laden der Marke Specialized hatte sogar am Sonntagnachmittag geöffnet.

Um weiter zu fahren hatte ich zwei Optionen: Der stärker befahrenen Straße (Nr. 9) etwas weiter im Landesinneren folgen, oder die einsame Küstenstraße entlang fahren. Ich entschied mich für letzteres.

Die Nacht verbrachte ich auf einem Campingplatz an der Laguna de Rocha, der kostenfrei war. Hier gab es zwar nur Dixi-Klos, aber immerhin hatte ein Kiosk bis nachts geöffnet, sodass es mir an Lebensmitteln nicht mangelte.
Der Abschluss meiner Uruguay-Reise fand in Punta del Diablo statt, einem kleinen, hippen Küstenort. Von allen Stränden, die ich in Uruguay gesehen hatte, war dies der schönste. Auch das Dorf selbst gefiel mir sehr gut. Überall gibt es kleine Strandbars und Restaurants, in denen ich gerne meinen letzten Abend verbrachte.


Bis in die Stadt Chuy, die zur Hälfte in Uruguay liegt und zur anderen Hälfte in Brasilien, waren es nur noch 44 Kilometer. Ich fuhr bis in Zentrum nach Chuy, hob in einer brasilianischen Bank Geld ab und fand in einem Outdoor-Shop meine heißbegehrte Gaskartusche, auf die ich in Uruguay hatte verzichten müssen. Plötzlich fiel mir auf, dass ich gar keinen Grenzposten passiert hatte. Es stellte sich heraus, dass der uruguayische Grenzposten kur vor Chuy war bzw. der brasilianisch kurz nach der Stadt. Chuy selbst konnte man von beiden Seiten aus erreichen. Blöderweise musste ich wieder ein paar Kilometer zurück radeln, um mir meinen Stempel für die Ausreise abzuholen. Sowohl die Ausreise aus Uruguay, als auch die Einreise wenige Kilometer später in Brasilien verlief ohne Wartezeit und ohne Probleme. Meinen Blog-Artikel über den ersten Teil meiner Brasilien-Tour in Rio Grande do Sul und Santa Catarina findet ihr hier.
Generell war meine Reise in Uruguay sehr einfach. Das Land hat auf mich einen weitestgehend sauberen und gepflegten Eindruck gemacht. Das Leitungswasser kann man trinken und Wildzelten ist auf öffentlichem Grund erlaubt. Duschen und Toiletten findet man an den Tankstellen. Vereinzelt gibt es Mitglieder von Warmshowers oder Couchsurfing, bzw. günstige Campingplätze oder Hostels. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, ohne dabei aufdringlich oder neugierig zu wirken. Die Landschaft ist zwar häufig unspektakulär (viele Felder), doch da es weitestgehend flach ist, kommt man mit dem Rad super voran. In Uruguay fand ich alles “einfach einfach”. Dafür, dass es oft als Reiseland zwischen den beiden großen Länden Argentinien und Brasilien “übersehen” wird, war es jedoch ziemlich cool. Definitiv eine Reise wert!